Die Wiesenweihe


Wie erkenne ich eine Wiesenweihe?

Wiesenweihen (Circus pygargus) sind elegante Flieger. Die Flügelspannweite ist mit 1,1 m - 1,3 m mit der eines Mäusebussards vergleichbar. Sie sind aber wesentlich leichter (das leichtere Männchen wiegt gerade einmal ca. 200 - 300 g) und daher ist auch ihr Flug eleganter, manchmal erinnert er an den einer Möwe. Sie halten ihre Flügel V-förmig über dem Körper und fliegen bei der Nahrungssuche im Zick-Zack knapp über der Vegetation, häufig über Getreidefeldern oder entlang von Gräben und Feldwegen.


Die Unterscheidungsmerkmale sind auf den Fotos unten und unter "Fotos" gut zu erkennen.

Männchen:

Körper und Flügel sind hellgrau, die Flügelspitzen schwarz. Auf Unter- und Oberflügel kann man aus der Nähe ein schmales, schwarzes Band erkennen. Das unterscheidet das Wiesenweihe n-Männchen z.B. von dem Kornweihen-Männchen und ist somit ein wichtiges Merkmal.


Weibchen:

Überwiegend braun gefärbt mit auffällig weißem Bürzel, unterseits deutlich heller gefärbt mit kräftiger brauner Strichelung. Relativ langer, dunkel gebänderter Schwanz mit schwarzer Endbinde. Das Gesicht weist am Auge beidseitig weiße Halbmonde auf.





Zum Verwechseln ähnlich:



Kornweihe

Kornweihen Männchen ähneln sehr der Wiesenweihe. Ihnen fehlt aber das schwarze Flügelband und der Bürzel ist auffallend weiß. 


Weibliche Korn- und Wiesenweihen sind für den Laien fast nicht zu unterscheiden.


Die Kornweihe ist in Brandenburg als Brutvogel ausgestorben, tritt aber regelmäßig als Wintergast auf. Meist sind Kornweihen schon abgezogen, wenn die Wiesenweihen Ende April / Anfang Mai aus Afrika zurückkehren. Hier lohnt es sich also, die Jahreszeit zu berücksichtigen. Sieht man eine Weihe im Winter in Brandenburg, so handelt es sich sehr wahrscheinlich um eine Kornweihe. Im Sommer dagegen wird man die Wiesenweihe beobachten können.

 

Rohrweihe

Rohrweihen Männchen haben einen hellgrauen Unterflügel und wie die Korn- und Wiesenweihen eine schwarze Flügelspitze. Der Körper der Rohrweihe ist jedoch braun, ebenso Bereiche des Oberflügels. Korn- und Wiesenweihenmännchen fehlt jede Braunfärbung im Gefieder. Weibchen und Jungvögel der Rohrweihe sind an Körper und Flügel dunkelbraun mit einer auffälligen strohfarbenen Kopfplatte.


Rohrweihen sind in Brandenburg relativ häufig und brüten meist in Schilfgürteln von Gewässern oder in Feldsöllen; aber auch Getreidebruten kommen ab und zu vor. Im Flug wirkt sie viel größer und schwerfälliger als Korn- und Wiesenweihe.



Steppenweihe

Wer eine Steppenweihe beobachtet, kann sich wirklich glücklich schätzen! Sie ist hierzulande die mit Abstand seltenste Weihenart. Ihr Hauptverbreitungsgebiet liegt in Zentralasien; dort bewohnt sie - wie ihr Name verrät - Steppen und Halbwüsten. In Europa ist die Steppenweihe sehr selten geworden und Bruten in Mittel- und Westeuropa sind absolute Besonderheiten. In Brandenburg gelingt einem mit viel Glück vielleicht die Beobachtung einer Steppenweihe zur Zugzeit. Sie ähnelt Korn- und Wiesenweihe allerdings so sehr, dass eine Bestimmung nur Artenkennern möglich ist. Tipp: Beim Männchen sollte man auf den schwarzen Keil an der Flügelspitze achten.



Wanderungen

 

Wiesenweihen sind Zugvögel und überwintern in der Sahelzone. Erst In den letzten Apriltagen und der ersten Maihälfte erreichen sie ihre Brutgebiete. Dort beginnt gleich die Balz und im Anschluss die Brut. Sind die Jungvögel im Juli ausgeflogen, verweilen sie noch einige Wochen bei uns. Ende August beginnt dann schon wieder der Zug ins Winterquartier.

Nahrungsspektrum

 

Das Nahrungsspektrum der Wiesenweihen umfasst neben Mäusen auch Feldvögel und vereinzelt Eidechsen und Heuschrecken. Die Hauptnahrungsquelle stellt aber die Feldmaus dar, weshalb Vorkommen und Bruterfolg der Wiesenweihe stark von der Bestandsdichte der Feldmäuse abhängig ist. Mäuse durchlaufen ein Auf und Ab in ihrer Populationsdichte. Gibt es in einem Jahr viele Mäuse, siedeln sich mehr Wiesenweihen an und haben einen guten Bruterfolg. Bei einem Bestandstief von Mäusen brüten weniger Paare und diese haben hohe Brutverluste. 

Das Männchen versorgt nicht nur sich selbst mit Nahrung, sondern auch das brütende Weibchen und in den ersten zwei Wochen auch die Brut alleine. Erst danach unterstützt das Weibchen die Aufzucht der Jungvögel. War das Männchen beim Beutefang erfolgreich, fliegt es mit der Beute zum Brutplatz und lockt das Weibchen vom Nest. In einem spektakulären, akrobatischen Flugmanöver lässt das Männchen die Beute fallen und das Weibchen fängt diese noch in der Luft auf, um sie dann am Feldrand zu fressen.

Lebensraum 


Ihr Name verrät es: Früher nutzte die Wiesenweihe vor allem Feuchtwiesen als Brutgebiete, auch in flachen Mooren war sie zuhause. Diese natürlichen Brutplätze verschwanden aber im Zuge der Intensivierung der Landwirtschaft, da feuchte Wiesen und Röhrichte trockengelegt wurden, um sie anschließend landwirtschaftlich nutzen zu können. Auch die Zahl der Mahdvorgänge nahm zu. So gingen viele Brutplätze verloren. Die Wiesenweihe hat seitdem ein Ersatz-Habitat für sich gefunden: Getreidefelder. Bei der Ankunft im Mai haben sie eine ideale Vegetationshöhe von ca. 50 cm. In Süd-Brandenburg, wo unser Schwerpunktgebiet liegt, ist die Landschaft geprägt von großen Getreide-, Mais- und Rapsfeldern sowie Feldsölle, Kiefernwäldchen und Hecken. Auch die Windkraft gehört mittlerweile zum Landschaftsbild.

Balz und Brut


Am zukünftigen Brutplatz wird mit spektakulären Balzflügen die Saisonehe eingegangen. Der Balzflug ist so faszinierend, dass die Engländer die Wiesenweihe auch "Skydancer " (Himmelstänzer) nennen. Die Männchen beginnen ihr Weibchen mit Nahrung zu versorgen. Ist in einem Feld der Brutplatz gefunden, trägt überwiegend das Weibchen trockene Grashalme ein. Das Bodennest besteht aus wenigen Händen Heu. in der 2. Mai- und der ersten Junihälfte werden die meist 3-5 Eier gelegt und 30 Tage bebrütet. Dann dauert es weitere 4-5 Wochen, bis die Jungvögel ausfliegen. Nach dem Ausfliegen versorgen die Altvögel die Jungen noch einige Wochen, bis diese gelernt haben, sich selbst zu ernähren.

Sehr selten und stark gefährdet

Die Wiesenweihe ist ein seltener Greifvogel, dessen europäischer Bestand mit Schwerpunkten in Spanien, Frankreich und Polen in den letzten Jahren abgenommen. Auch für die Zukunft ist leider ein negativer Trend zu erwarten. Auch in Deutschland ist die Bestandsentwicklung insgesamt betrachtet negativ (Illner 2015), sodass sie in der Roten Liste Deutschland nach wie vor in der Kategorie 2 (stark gefährdet) geführt wird.


Dass sich intensive Schutzbemühungen jedoch auszahlen und zu einer signifikanten Bestandssteigerung führen können, zeigt das Beispiel des Artenhilfsprogramms Wiesenweihe des Bayerischen Landesamts für Umwelt, das im Jahr 2020 20-jähriges Bestehen feierte. Seit 2005 wird es von einem Projektteam des Landesbunds für Vogelschutz koordiniert und zusammen mit über 100 Ehrenamtlichen Saison für Saison umgesetzt. Das erfreuliche Fazit pünktlich zum Jubiläumsjahr: 257 Brutpaare und 679 flügge Jungvögel in Bayern im Jahr 2020, ein neuer Rekordwert! Ungefähr 50 % der deutschen Brutpopulation brütet damit in Bayern. Dank konsequentem Nestschutz und dem daraus resultierenden Bestandszuwachs wird die Wiesenweihe in Bayern seit 2016 "nur noch" als extrem seltene Art geführt - ein echter Erfolg. Möglich nur aufgrund der finanziellen Unterstützung des Landesamtes für Umwelt und der Regierung von Unterfranken, die außerdem auch die Anlage von Nahrungshabitaten unterstützten. Neue Erkenntnisse zeigen aber auch, dass sich selbst in Franken mit der positiven Bestandsentwicklung die Strukturvielfalt der Landschaft verschlechtert und dringend Handlungsbedarf besteht.


Für weitere Informationen zum Artenhilfsprogramm Wiesenweihe in Bayern sei die Homepage empfohlen:

Wiesenweihen-Schutz in Bayern - LBV - Gemeinsam Bayerns Natur schützen


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