Im Einsatz für die Wiesenweihe
Da die Wiesenweihen in Getreidefeldern brüten, ist ihr Bruterfolg vom Zeitpunkt der Getreideernte abhängig. Überwiegend wurde im Getreideanbau von Sommergetreide, das im Frühjahr gesät wird, auf Wintergetreide umgestellt. Das Wintergetreide wird jedoch meistens so früh geerntet, dass die Wiesenweihen-Nestlinge zum Zeitpunkt der Ernte noch nicht ausgeflogen sind. Ohne unsere Schutzmaßnahmen würden die Jungvögel im Mähdrescher verenden. Der Fortbestand der Art ist somit direkt vom aktiven Nestschutz abhängig. Hier setzen sich in Brandenburg und in vielen anderen Wiesenweihenbrutgebieten in Deutschland und Europa viele ehrenamtlicher Naturschützer mit viel Einsatz und Leidenschaft ein:
Nach zeitaufwändiger Lokalisation der Nester werden die Landwirte über die Brutplätze informiert. In einer im Brandenburger Fläming reibungslosen Zusammenarbeit mit den Landwirten erfolgen Absprachen über die nötigen Nestschutzmaßnahmen.
Nachdem der Schlag identifiziert wurde, in dem sich eine Brut abzeichnet, wird das Nest exakt lokalisiert und der Landwirt über den Brutplatz informiert. Nach einer Begehung des Nests wird es mit einem Gatter geschützt. Das Gatter, 2x2 m groß und 1 m hoch, verhindert in den meisten Fällen, dass Gelege oder Jungvögel Hauskatze, Wildschwein, Fuchs oder anderen Prädatoren zum Opfer fallen.
Steht die Ernte an, werden wir informiert und stecken eine Schutzzone von 50 m x 50 m um das Nest ab. Dieser Bereich wird bei der Ernte ausgespart und die Jungvögel können ungefährdet aufwachsen und ausfliegen. Bei einzelnen Nestern sichern wir die Schutzzone durch einen elektrischen Schafzaun ab, damit die Jungvögel, die dort übernachten, geschützt werden. Sobald die Jungvögel ausgeflogen sind, wird diese Restfläche beerntet. Für die so entstandene Erschwernis bei der Bewirtschaftung/Ernte enthält der Landwirt eine finanzielle Anerkennung durch die Vogelschutzwarte in Höhe von 250,00 € je Nestschutzzone.
Gattern
Akzeptanz:
Durch die relativ großen Maschen von 5 cm X 20 cm und damit geringer Durchsichtbehinderung trauen sich WW Weibchen sehr schnell wieder ins neu aufgestellte Gatter. Nach Verlassen des Feldes sind die Weibchen meist nach 5 – 20 Minuten wieder auf dem Nest. Es kann aber auch schon mal bei besonders skeptischen Weibchen im Einzelfall länger (1 h und mehr) dauern. Wir beobachten aus sicherer Distanz das Weibchen, bis es erstmalig ins Gatter eingeflogen ist. Bei früher genutztem Welldraht mit 2 cm x 2 cm Maschen benötigten die Weibchen bis zu 1 h und im Extremfall auch mehr, um sich wieder aufs Nest zu trauen. Wir stellen die Gatter wenige Tage nach Vollgelege - keinerlei Verluste. Bei vorjährigen Weibchen stellen wir die Gatter 10 Tage nach Vollgelege, da diese jungen Weibchen offensichtlich noch ein erhöhtes Misstrauen bzw. verminderte Bindung zum Nest/Gelege haben. Wir achten bei der Gatteraufstellung darauf, dass möglichst wenig Getreide niedergetrampelt wird. Wir senken das Gatter ähnlich einer sich schließenden Bahnschranke über eine Ecke ins Getreide ab. Beim Anbringen der unteren
Kabelbinder an den Gatterecken nicht hinhocken, sondern vorn überbeugen, dies verringert Schäden am Getreide.
Orientierungsstange:
Um das Gatter im hohen Getreide oder bei welliger Bodenstruktur aus der Distanz lokalisieren zu können, stellen wir in einer Gatterecke eine Eisenstange (1,8 m hoch). Die Stange (Moniereisen mit Fußraste, grün) nutzen wir auch, um das Nest bei der
Peilung zwischen Aufscheuchen des Weibchens und Aufstellen des Gatters zu markieren.
Restflächenmarkierung:
Wir markieren eine Restfläche mit Ernteverzögerung mit Bambusstangen (2,5 m lang – in jedem Baumarkt zu kaufen). Bitte keine Metallstangen verwenden: Wenn der Mähdrescherfahrer die Stange zu spät oder nicht sieht, entstehen Schäden am
Mähwerk. Man kann die Stangen oben mit rot-weißem Flatterband versehen, damit sie (auch von Lohnarbeitern, die oft die Position des Gatters nicht kennen) gesehen werden. Man kann mit einem Rundmeißel und Fäustling ein Loch 40 cm in den Boden treiben. Wir verwenden einen Erdbohrer (40mm Durchmesser, 80 cm lang), betrieben mit einem kleinen Akku-Bohrhammer.
Wie lange soll eine Restfläche stehen bleiben?
Kosten je Gatter:
Komplett ca. 130,00 €
Beschaffung:
Kann im Baumarkt “von der Stange” gekauft werden
Aufstellen:
Materialien
Gatterzaun
Stabmattenzaun verzinkt + grün pulverbeschichtet
2m lang 1 m hoch (kann mit Flex gekürzt werden)
Firma Bauhaus
Artikelnummer 28318802
Name: Kraus Dino Trend Mattenzaun
Preis: 29,90€ (reduziert für gemeinnützigen Verein auf 24,90 € / Stück)
Gewicht je Element: 5,5 kg
Überkletterschutz
Firma Hornbach
Artikelnummer: 10314199
Name: Schweißgitter grün
Preis: 43,00 €
Masse: 81 cm x 20m
20m reichen für 7 Gatterelemente)
je Gatterelement werden 2,7 m benötigt (= 1 + ¾ Komplettgatter
Kabelbinder
z.B. Ebay
250mm x 7,6mm
Schwarz, wiederlösbar / wiederverwendbar
200 Stück 18.95 €
Je Gatter werden benötigt: 8 x zur Verbindung der Gatter + 24 zur Montage Überkletterschutz (pro Gatterelement 4 zur Befestigung des Überkletterschutzes am
Gatter + 2 zur Verbindung des Überkletterschutzes in den Ecken) = 32 Kabelbinder
Beißschutz
Da die Maschen der Stabmatten mit 5 cm x 20 cm relative groß sind, könnte ein Fuchs ein direkt am Gatter schlafendes, großes Jungtier durch den Zaun beißen. Wer mag, kann einen punktgeschweißten (Maschen 1 cm x 1 cm) Maschendraht mit
20 cm Breite unten am Stabmattenzaun befestigen (z.B. mit kleinen Kabelbindern).
Beringung
Kurz bevor die jungen Wiesenweihen flügge werden, also das Nest verlassen können, suchen wir alle Nester noch ein drittes Mal auf, um die Jungvögel zu beringen. Die Markierung mit Farbringen ermöglicht erstens eine Individualkennung für den Vogel und zweitens ein leichteres Ablesen mit Spektiv oder Kamera. Beringung wird immer wieder kontrovers diskutiert, aus unserer Sicht überwiegen bezüglich der Art Wiesenweihe aber die Vorteile. Die Beringung dient nicht nur der wissenschaftlichen Forschung, sondern auch dem Schutz der Wiesenweihe. So erhalten wir immer wieder Meldungen aus anderen Bundesländern (Schleswig-Holstein, Sachsen-Anhalt, NRW) oder gar aus dem Ausland (Polen, Tschechien), wenn eine von uns beringte Wiesenweihe gesichtet wird. Andersherum brüteten bei uns schon Wiesenweihen aus Bayern, Schleswig-Holstein und Sachsen-Anhalt oder gar aus dem Ausland (Polen, Tschechien).
Ein besonders spannendes Beispiel: Von 2017 bis 2020 brütete alljährlich ein im Jahr 2014 von uns beringtes Weibchen in unserem Untersuchungsgebiet.
Bei der Beringung der Jungvögel am Feldrand sind häufig die Landwirt*innen des betreffenden Schlags samt ihrer Familien und/oder ehrenamtliche Helfer*innen dabei. So möchten wir Menschen für die faszinierende Greifvogelart sensibilisieren und mehr und mehr Mitstreiter*innen für ihren Schutz gewinnen.
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