Aktuelles
Wiesenweihen im Anflug; immer noch wenig Mäuse
Wiesenweihenforschung wird in Holland großgeschrieben. An der Uni Groningen besteht eine Stiftung „Forschungszentrum für Wiesenweihen und Ackervögel“. Die Wiesenweihe heißt auf Niederländisch „Grauwe Kekendief“ – wörtlich übersetzt: „Grauer Kükendieb“. Jedes Jahr werden Wiesenweihen von der Uni Groningen in Holland und darüber hinaus besendert. In Internet (Grauwe Kiekendief – Kenniscentrum Akkervogels) lässt sich der Zug der Wiesenweihen verfolgen. Die ersten beiden Sendervögel haben schon von ihrem Winterquartier in der Sahelzone die Sahara überquert und sind in Marokko angekommen. Üblicherweise rasten WW nach der mühsamen Wüstenquerung bis zu 3 Wochen in Nordafrika. Mit Mäusen und den vielen dort vorkommenden Lerchen und ihrem Nachwuchs füllen sie ihre Reserven wieder auf und machen sich fit für den restlichen Zugweg über das Mittelmeer, durch Spanien und Frankreich bis in die Brutgebiete. Im Fläming kommen vereinzelt schon in der letzten Aprilwoche erste Wiesenweihen an oder ziehen durch. Unsere Brutpopulation erreicht dann in den meisten Jahren pünktlich in den ersten Maitagen den Fläming. In manchen Jahren treten aber aufgrund widriger Wetter- und Windverhältnisse Verspätungen auf. Leider ist die Mäusepopulation im Fläming immer noch auf einem sehr niedrigen Niveau. Wir hoffen nach dem Katastrophenjahr 2022 auf viele Brutpaare und guten Bruterfolg.
Nationales Artenhilfsprogramm Wiesenweihe
Zum beschleunigten Ausbau der Windenergie hat die Bundesregierung das sogenannte „Osterpaket“ verabschiedet. Dies beinhaltet eine wesentliche Verschlechterung des Naturschutzes beim Ausbau der Windenergie. Als Ausgleich oder besser als „Feigenblatt“ wurde dem Bund die Kompetenz übertragen, bundesweite Artenhilfsprogramme (nAHP) aufzulegen und zu finanzieren. Helmut hatte von diesem Vorhaben schon im Vorfeld erfahren und flugs ein Grobkonzept für ein Wiesenweihen nAHP am 3. Mai 2022 ans Bundesumweltministerium geschickt. Das wurde dort positiv aufgenommen und ans Bundesamt für Naturschutz (BfN), das für die Umsetzung verantwortlich ist, weitergeleitet. Damit kommt die Wiesenweihe als erste Vogelart in den Genuss eines nAHP. Mittlerweile hat der Landesbund für Vogelschutz Bayern den Auftrag erhalten, eine Machbarkeitsstudie zu erstellen. Ein erstes Treffen im Rahmen des nAHP der deutschen Wiesenweihenschützer findet Ende April in Würzburg statt. Damit besteht die Chance, dass ab der Brutsaison 2024 das Überleben der Art in Brandenburg (und anderswo) nicht mehr alleine von der Selbstausbeutung ehrenamtlicher Naturschützer abhängt, sondern staatlich finanziert / gefördert wird.
Abschuss Algerien
Am 19.07.2020 beringten wir in einer mit Gatter gesicherten Brut im Fläming 4 junge Wiesenweihen. Im Jahr 2022 brütete diese weibliche Wiesenweihe in Krzan (Polen) 235 km entfernt und zog dort 4 Jungvögel auf. Sie wurde 729 Tage nach der Beringung gefangen, um sie zusätzlich mit 2 Flügelmarken auszustatten. Am 08.09.2022 wurde sie in Thuiat el Nasr (Algerien) abgeschossen. 1.865 km nach 781 Tagen. Der Jäger veröffentlichte Bilder auch von den Ringen im Internet. Innerhalb von 2 Tagen meldeten 5 Personen aus Algerien und Frankreich den Wiederfund der Vogelwarte Hiddensee.
Rückblick Termin Jahresversammlung des Kreisbauerntages
Am 30.03.2023 waren wir eingeladen zur diesjährigen Versammlung des Kreisbauernverbandes Teltow-Fläming. Antje konnte in einem Vortrag unsere Arbeit im Wiesenweihenschutz vorstellen. Sie erzählte von ihrem Opa, der im Spreewald einen Landwirtschaftsbetrieb führte. Wir konnten alte Kontakte auffrischen und neue knüpfen. Zukünftige Zusammenarbeit, z. B. eine Führung zu den WW für Junglandwirte und Azubis, ein Artikel in der Bauernzeitung, eine Fortbildung in der Landwirtschaftsschule und ein Vortrag bei anderen Kreisbauernverbänden wurden verabredet. Aus unserer Sicht eine sehr erfolgreiche Veranstaltung!
15.11.2022
Veranstaltungstipp
"Naturerlebnisse sind gefragt - Vogelbeobachtung in Brandenburgs Städten und Gewässern" am 6.12.2022 von 10-16 Uhr in Potsdam
Fortbildung für zertifizierte Natur- und Landschaftsführende, Nature Guides, Gästeführer, Wanderleiter, Lehrer, Erzieher, und Interessierte
Die Vogelbeobachtung in Städten und Gewässern eignet sich besonders gut für Einsteiger. Ein Stadtpark, Flüsse, Teiche und Seen stellen für uns Menschen einen besonderen Reiz dar. Wir verbinden diese ganz automatisch mit Erholung in der Natur. Dazu tragen natürlich die verschiedenen Tiere bei, denen wir dort begegnen, besonders leicht zu entdecken sind Vögel. Ganzjährig liefern Parks, alte Bäume und Gewässer Nahrungs- und Lebensgrundlage für viele Vogelarten. Während der Zugzeiten sind besonders viele Vögel zu sehen, im Winter seltene Gäste und im Frühjahr begeistern uns die Vogel-Familien mit ihrem Nachwuchs. Um dieses Naturschauspiel für Besucher erlebbar zu machen, lernen Sie im Theorieteil nicht nur die wichtigsten Vogelarten in Städten und an Gewässern und deren Unterscheidungsmerkmale kennen, sondern bekommen vor allem im Exkursteil auf der Potsdamer Freundschaftsinsel vertiefte Einblicke in didaktische Methoden zur Vogelführung. Praktische Vogelbestimmung und -beobachtung.
Zielgruppe: Zertifizierte Natur- und Landschaftsführende, Nature Guides, Gästeführer, Wanderleiter, Lehrer, Erzieher, und Interessierte
Anmeldung: bei Andrea Mack (andrea.mack@lfu.brandenburg.de oder 033732 50616)
Erforderliche Ausrüstung: Fernglas, Bestimmungsbuch, wetterfeste Kleidung, Getränke
Die Veranstaltung ist kostenlos.
09.11.2022
Im Rahmen des 12. Runden Tisches "Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE)" in Potsdam wurde am 09. November 2022 dem Naturschutz Fläming mit seinem Programm "Wiesenweihen im Feld. Landwirt*innen und Naturschützer*innen - Hand in Hand!" das BNE-Zertifikat verliehen. Umweltminister Axel Vogel überreichte das Zertifikat an Antje Drangusch sowie an zehn weitere Einrichtungen in Brandenburg mit unterschiedlichsten Schwerpunkten. Das Qualitätssiegel ermöglicht es Naturschutz Fläming, seine außerschulische Bildungsarbeit für vier Jahre sichtbar zu machen. Geprüft wurde das Angebot von einer Kommission aus VertreterInnen von Wissenschaft, Globalem Lernen, Wirtschaft, Kommunen, Jugendbildung sowie der kulturellen und politischen Bildung.
Mehr Informationen gibt es hier: Verfahren der Zertifizierung (bne-in-brandenburg.de)
04.11.2022
Für den Wiesenweihenschutz im Südwesten Brandenburgs war das Jahr 2022 ziemlich ernüchternd. Von vier Brutpaaren, die zwischenzeitlich in der Region unterwegs waren, blieb nur ein einziges übrig, das dann auch noch erfolglos brütete. Nach einem durchaus positiven Jahr 2021 mit 18 Brutpaaren und 27 Jungvögeln eine sehr traurige und besorgniserregende Bilanz. Den ausführlichen Jahresbericht findet ihr unter Saison 2022 (wiesenweihen-brandenburg.de)
Und es gibt noch mehr Neuigkeiten: Zur schnelleren Durchsetzung des Windkraft-Ausbaus hat der Bund den gesetzlichen Artenschutz massiv geschwächt. Als Ausgleich soll es aber vom Bund finanzierte nationale Artenhilfsprogramme (AHP) geben. Dafür stehen in der aktuellen Legislaturperiode 84 Mio. Euro zur Verfügung. Und nun kommt die richtig gute Nachricht: Die Wiesenweihe wurde als Pilotart für die weiteren AHPs festgelegt. Derzeit laufen bereits Abstimmungen, Gespräche und Planungen für die Umsetzung des bundesweiten AHPs Wiesenweihe. Wir sind gespannt und halten euch auf dem Laufenden!
10.08.2022
Im August wurde uns die Ehre zuteil, mit dem Naturschutzpreis des Landes Brandenburg ausgezeichnet zu werden. Der Preis steht stellvertretend für alle Schutzbemühungen um die Wiesenweihe bundesweit und soll dazu beitragen, diese seltene und faszinierende Greifvogelart und ihre Gefährdung in den Fokus zu rücken. Wir bedanken uns bei allen ehrenamtlich Aktiven, die sich für die Wiesenweihe stark machen.
Die ausführlichen Begründungen zur Auszeichnung, die Laudationen sowie Film- und Fotomaterial findet ihr unter Ausgezeichnet! (wiesenweihen-brandenburg.de).
13.11.2021
Saisonbericht 2021
Wetter und Folgen
Das Wetter mit Wind und Kälte im April/Mai hatte starke Auswirkungen auf das Brutgeschehen und unsere Schutzarbeit.
Zug
Zwischen dem 20. April und 10. Mai herrschte ein strenger Nord-Ost Wind. Dies führte dazu, dass Wiesenweihen (WW) und andere Zugvögel den Heimzug bei diesem Gegenwind nicht fortsetzten und ein sogenannter Zugstau entstand.
Üblicherweise beobachten wir die erste WW ab dem 25. April, am 5. Mai sind dann die meisten WW im Brutgebiet angekommen. In diesem Jahr verzögerte sich die Ankunft und zog sich bis Ende Mai hin.
Vegetationsentwicklung und Brutplatzwahl
Der April und die erste Maihälfte waren ungewöhnlich kalt. So gab es eine um ca. 3 Wochen verzögerte Vegetationsentwicklung, die Folgen für die Brutplatzwahl der WW hatte.
In Normaljahren werden Feldgras und Luzerne um den 10 Mai gemäht. WW brüten theoretisch gerne in diesen beiden Kulturen. Durch die frühe Mahd sind sie dann aber gezwungen, ins Getreide auszuweichen. Im Getreide haben sie dann - außer im Grünroggen, der früh für die Silage gemäht wird - mindestens 6 Wochen Ruhe bis zum Dreschen. Mit den regelmäßigen Pestizidspritzungen kommen sie klar. Luzerne- und Feldgrasflächen werden kontinuierlich bis zu 6 x gemäht. Bei Restflächen auf diesen Kulturen entstehen somit auf einer Fläche ca. 5 x Ernteverluste.
Durch die verzögerte Vegetationsentwicklung wurden Feldgras und Luzerne in diesem Jahr später gemäht. Diese Mahd fiel dann mit der Eiablage zusammen. Wir mussten also unter Zeitdruck die brutbereiten Paare in Feldgras und Luzerne finden und bei den Landwirten die Mahdtermine abfragen. In einigen Fällen konnten wir erreichen, dass unmittelbar vor Brutbeginn vorgezogen gemäht wurde und die Paare in benachbarte Getreideflächen auswichen. Bei einer Luzernebrut und insbesondere in einem 33 ha großen Feldgrasschlag war eine vorgezogene Mahd nicht möglich und auf 2 Teilflächen begannen 3 bzw. 4 Paare mit Nestbau und Eiablage.
Zur Getreideernte sind meist schon Jungvögel in den Nestern und die Altvögel haben eine starke Nestbindung, sodass üblicherweise der Erhalt einer Restfläche von 50 m x 50 m oder weniger ausreicht, um die Bruten zu schützen. Zum Zeitpunkt der beginnenden Eiablage besteht diese starke Nestbindung der weiblichen Wiesenweihen jedoch noch nicht. Störungen führen daher dann leicht zu Nestaufgaben. Die Störungen bestehen nicht nur durch die Mahd- und Auflesearbeiten, sondern auch durch die durch die Mahd zahlreich angelockten Greif- und Rabenvögel. Eine Restfläche von jeweils 50 m x 50 m bei den Nestern und den ersten Eiern hätte somit nicht ausgereicht und Brutaufgaben waren zu erwarten. Wir konnten in Absprache mit dem Landwirtschaftsbetrieb erreichen, dass 2 Flächen von 3,5 und 4 ha bei der Mahd ausgespart wurden, um die beginnenden Bruten nicht zu stören.
Leider blieben trotz dieser Bemühungen schlussendlich doch nur 2 Bruten übrig. Ob dies auf die Störungen oder auf die verschlechterte Nahrungsbasis (s.u.) zurückzuführen ist, können wir nicht einschätzen. Wir konnten eine der beiden Restflächen komplett freigeben und die andere mit den 2 Bruten in 2 Schritten erheblich reduzieren.
Mäusebestand und Auswirkungen
Gab es 2020 einen relativ hohen Mäusebestand, so verringerte sich dieser ab ca. März 2021 kontinuierlich. Es gab im Sommer nur wenige Flächen, auf denen ein guter Mäusebestand erhalten blieb. Das hatte Folgen für das Verhalten der WW und unsere Schutzarbeit. In Jahren mit normalem oder guten Mäusebestand kann man davon ausgehen, dass sich längere Zeit an einem Ort aufhaltende und balzende Paare dort auch brüten werden. In diesem Jahr verschwanden häufig balzende und sicher geglaubte Paare. Durch Beringung konnten wir nachweisen, dass einzelne Paare oder zumindest ein Partner an bis zu 4 Orten balzten. Das erschwerte unsere Paar- bzw. Brutreviersuche erheblich.
Die Hälfte (9) aller Paare, die einzelne Eier oder ein vollständiges Gelege hatten, gab die Brut vorzeitig auf. Diese Bruten hatten wir durch Beobachtung der Balz, Nestbau und das Brüten der Weibchen mit Beuteübergabe am Nest lokalisiert. Die Brutaufgabe erfolgte vor dem Aufsuchen der Nester und damit auch vor der Gatterung. Mit etwas Beobachtungs-Erfahrung kann man bei eierlegenden Weibchen im Flug sehen, dass sie „schwanger“ sind, d. h. ein Ei in sich tragen (sog. „Legebauch“).
Bruten und Bruterfolg
Anzahl der Bruten
Wir gehen von 18 Brutpaaren aus, davon 2 in Sachsen-Anhalt. Weitere nur kurz balzende Paare verschwanden frühzeitig. Das ist damit die höchste Zahl an Brutpaaren seit der systematischen Nestsuche ab 2013. 9 Bruten wurden frühzeitig aufgegeben (s. o.). Alle gegatterten Bruten waren erfolgreich. Die Brutstatistik findet sich am Ende des Berichts.
In einem Fall führte eine in Nestnähe durchgeführte Getreidesortenschau mit Zeltaufbau und zahlreichen Besuchern zur Brutaufgabe. Wir konnten zwar erreichen, dass das Schauzelt umgesetzt wurde, aber offensichtlich war dies zu spät.
Bei einer weiteren Brut gehen wird davon aus, dass Lagergetreide zur Brutaufgabe führte.
Eine Brut in Sachsen-Anhalt, von der wir angenommen hatten, dass das Paar abgewandert sei, wurde mit 2 Jungvögeln beim Dreschen entdeckt und die Jungvögel umgesetzt.
In einem Fall wurde eine späte Brut samt Nestschutzgatter in ein nahe gelegenes Feldsoll umgesetzt, damit die nachfolgende Rapskultur gesät werden konnte.
Bruterfolg
Mit 27 ausgeflogenen Jungvögeln können wir ein sehr gutes Gesamtbrutergebnis vorweisen. Insbesondere auch wenn wir berücksichtigen, dass der Mäusebestand nur sehr mäßig war. 6 Nesthäkchen konnten gerettet werden und 1 Jungvogel wurde direkt nach dem Ausfliegen von einem Raubsäuger gefressen.
Unser Schutzregime
Nestschutzgatter
Nach Feststellung eine Brutstandortes durch Beobachtung von Nestbau, „schwangerem“ Weibchen, Beuteübergabe vom Männchen an das brütende Weibchen warten wir ca. 10-14 Tage vom Zeitpunkt der vermuteten Ablage des ersten Eies. Dann suchen wir das Nest erstmalig auf und stellen das Nestschutzgatter auf. Dabei achten wir darauf, dass wir möglichst wenig Getreide niedertreten. Die Gatteraufstellung wird mit den Landwirten abgesprochen, die nach unserer Erfahrung sehr kooperativ sind.
Das Nestschutzgatter ist 1m hoch hat eine Grundfläche von 2m x 2m. Es besteht aus grünem Einstabmattenzaun. Ein nach außen 70 cm überstehender Überkletterschutz verhindert zuverlässig, dass Füchse oder andere Raubtiere kletternd ans Nest gelangen.
Aufzucht von Nesthäkchen
Regelmäßig legen Wiesenweihen mehr Eier, als nachher Jungvögel aufgezogen werden. Da sie beginnend mit dem 1. oder 2. Ei brüten, schlüpfen die Jungvögel mit 2-tägigem Abstand. Ist wenig Mäusenahrung vorhanden, wird der kleinste Jungvogel unzureichend versorgt und wird zum sogenannten Nesthäkchen, dass schließlich meist stirbt und verfüttert wird. Wir entnehmen diese Nesthäkchen und ziehen sie einige Tage von Hand auf, bevor wir sie in ein Nest setzen, in dem nicht mehr als 3 Jungvögel mit etwa gleicher Größe sitzen. Die Eltern akzeptieren diesen Jungvogelaustausch problemlos. Auf diese Weise können wir die Anzahl der ausgeflogenen Jungvögel steigern.
Restfläche
Steht die Ernte an, treten wir wieder mit den Bauern in Kontakt und markieren eine sogenannte Restfläche von 50 m x 50 m mit langen Bambusstangen. Diese Restfläche bleibt bei der Ernte ausgespart und stellt sicher, dass die zu diesem Zeitpunkt noch kleinen Nestlinge später erfolgreich ausfliegen können. Die Vogelschutzwarte Brandenburg zahlt eine Prämie von 250,00 € an die Landwirte. Sind die Jungvögel ausgeflogen und suchen das Nestschutzgatter nicht mehr auf, entfernen wird das Gatter und geben die Restfläche zur Ernte frei.
Damit ist unsere Feldarbeit für das Jahr abgeschlossen
Beringung und Wiederfunde
Wir beringen alle Jungvögel und vereinzelt auch die Altvögel. So können wir feststellen, welche Jungvögel sich hier wieder ansiedeln und brüten. Ein Großteil der bei uns brütenden WW stammt aus „unseren“ Bruten. Dies beweist den Erfolg unseres Schutzprojektes. Anhand der Beringung lassen sich aber auch Wechsel zwischen weit entfernten WW-Populationen feststellen. Unsere Wiesenweihen wanderten z. B. nach NRW, Sachsen-Anhalt, Holland, Tschechien, Polen ab. Wir bekamen Unterstützung aus Schleswig-Holstein, Sachsen-Anhalt, Bayern, Polen und Tschechien.
Aufwand
Am aufwändigsten ist die Suche nach den Brutplätzen. Aber auch die Betreuung der Bruten erfordert viel Einsatz. In diesem Jahr wie auch in den Vorjahren wurden Antje und ich maßgeblich von Marianne und Axel aus Berlin unterstützt. An 38 Tagen waren sie je 592 Stunden beim Wiesenweihenschutz aktiv und legten mit ihren Fahrrädern 1.430 km zurück. Antje und ich kamen auf 1.160 Stunden Feldarbeit und legten 17.000 km zurück.
Danksagung
In diesem Jahr erhielten wir erstmalig eine finanzielle Unterstützung der Stiftung Pro Artenvielfalt, die uns vor allem die Fahrkosten erstatteten. Dafür bedanken wir uns auch an dieser Stelle.
Nachfolgend die nüchternen Zahlen des Schutzprojektes Wiesenweihen im Fläming von 2021:
18 Bruten
2 davon in Sachsen-Anhalt (Kreis WB)
0 davon Nachgelege
9 Bruten erfolgreich
9 Brut frühzeitig abgebrochen (Gelegeaufgaben)
10 verschwundene Paare nur Balz, ggf. Nest
0 Brut vermutlich ausgemäht
8 Gatter aufgestellt
8 Restflächen
0 davon Restfläche mit Elektrozaun
27 juv flügge (davon 4 in ST)
25 Beringungen juv (davon 2 ST)
6 Nesthäkchen umgesetzt
0 tot nach Ausfliegen
1 juv tot vor Ausfliegen (Störung + Prädation außerhalb Gatter)
1 ad W beringt
0 ad m beringt
5 ad gefangen (Uhu) 4x eWf, 1x neu beringt
30.05.2021
Ein Zwischenbericht
Dieses Jahr zog sich die Ankunft der Wiesenweihen hin . Die ersten drei Weibchen waren schon im April da, dann wurde es ruhiger. Viele außerordentlich kalte Tage und anhaltender Nordwind hielten viele Vögel im Zugstau. Auf den kalten April folgte ein nasskalter Mai.
Die Wiesenenweihen fanden sich nach und nach im Brutgebiet ein. Mit unserem neuen Kamera-Equipment ist es uns gelungen, schon viele Ringe abzulesen. Besonders freut es uns, dass wieder von uns beringte Wiesenweihen dabei sind. Ein Highlight ist ein beringtes Weibchen von 2011 und eines mit einem gelben, fremden Kennring.
In diesem Jahr haben die Landwirte sehr viel Ackergras und Grünroggen angebaut und beides wird in normalen Jahren so frühzeitig gemäht, dass die Wiesenweihen noch keine Eier abgelegt haben. Doch dieses Jahr ist alles anders. Durch die langanhaltende Kälteperiode verzögerte sich die Mahd von Ackergras um ca. 10 Tage. So kam es, dass sich sieben brutwillige Wiesenweihenpaare vor einem 30 ha großem Schlag mit Ackergras versammelten, balzten und begannen, Nester zu bauen. Wir mussten daraufhin 1 x 4,5 ha mit 4 Brutpaaren und 1 x 3 ha mit zwei Brutpaaren und einem ansiedlungswilligen Paar als Restfläche markieren. Am 21.05. wurde dann gemäht. Dadurch, dass Mahd und der Beginn der Brutsaison zusammenfielen, haben leider vier Paare aufgegeben und sind vermutlich abgewandert, um an einem anderen Standort zu brüten. Eine der Restflächen ist nun zur Mahd freigegeben. Es ist auch für uns das erste Mal, dass wir die Saison mit der Auszeichnung von Restflächen beginnen.
So geht es nun weiter; wir konnten eine weitere Brut im Ackergras bei Mellnsdorf, 1x in der Luzerne, und bisher 4 weitere im Grünroggen feststellen. 1x Gerste und zwei Paare haben sich bisher noch nicht für eine Fläche entschieden. Sie balzen noch. An einigen Stellen, wo wir balzende Paare hatten, sind diese umgezogen und wir sind jeden Tag bis spät abends draußen, um die Paare zu finden. Und uns läuft die Zeit davon. Ab Montag, dem 31.05. ist Wetterbesserung , sind warme Temperaturen und Sonne angesagt. Dann beginnt die Mahd von Luzerne, weiterem Ackergras und Grünroggen.
Bis dahin müssen wir auch schon zwei Paare im (Ackergras und in der Luzerne) gattern. Dann geht es weiter mit der Gatterung im Grünroggen. Insgesamt haben wir bisher 15 Brutpaare lokalisiert. Die Brutpaare die sich für Gerste oder Weizen entscheiden, können dann in der zweiten Juniwoche gegattert werden. Soweit so gut, weiter geht's!
07.05.2021
Alte Bekannte eingetroffen: Bei 2 Männchen konnte die Beringung fotografiert werden. Beide sind in unserem Gebiet groß geworden und haben bereits 2020 hier erfolgreich Bruten aufgezogen
06.05.2021
Jetzt hat die Wiesenweihensaison begonnen. Nachdem Ende April / Anfang Mai der Wind hauptsächlich aus Nord-Ost kam und die Zugvögel somit Gegenwind hatten, haben wir jetzt Süd-West bis Westwind. Der Zugstau lös sich so langsam auf und die ersten Wiesenweihen sind angekommen. An einem vorjährigen Brutplatz balzen bis zu 8 Weihen. An einem weiteren vorjährigen Brutplatz halten sich 2 Männchen und 1 Weibchen auf. 2 weitere Wiesenweihenmännchen sind stationär und warten auf Weibchen, die üblicherweise später als die Männchen aus Afrika zurückkommen. Wir sind jetzt wieder täglich in der Feldflur unterwegs und suchen die Standorte von (noch) Einzelvögeln und Paaren. Ackergrasfelder üben eine besondere Attraktivität als Brutplatz auf Wiesenweihen aus. Jedoch wird das Ackergras in Kürze gemäht. Entweder suchen sich die Wiesenweihen dann in der Nähe ein Getreidefeld oder wandern weiter weg - wo wir sie dann erneut suchen müssen.
25.04.2021:
Das erste Wiesenweihen-Weibchen hat Südbrandenburg erreicht! Konnten wir gestern noch "nur" eine Kornweihe beobachten, so war heute die Freude groß, als die erste Wiesenweihen-Sichtung gelang! Es geht wieder los...! :-)
10.04.2021:
Die ersten Rohrweihen sind in ihrem Brutgebiet angekommen. Im Gegensatz zu den Wiesenweihen überwintern sie meist in Spanien oder Mauretanien und sind dementsprechend früher wieder zurück (meist ca. 1 Monat).
Aber auch bei den Wiesenweihen gibt es Neues. Die ersten besenderten Wiesenweihen haben sich von ihrem Überwinterungsgebiet in der Sahelzone zum Transsaharaflug aufgemacht. Einige sind nach dem Überflug der Wüste schon in Nordafrika angekommen. Hier machen sie meist einen Stopover von bis zu 3 Wochen, um dann mit neuer Kraft das Mittelmeer zu überfliegen. Ist Europa erst einmal erreicht, fliegen sie innerhalb weniger Tage in ihre Brutgebiete (Quelle: Grauwe Kiekendief – Kenniscentrum Akkervogels).
Wir rechnen in den letzten Apriltagen mit den ersten Wiesenweihen im Fläming. Die meisten Wiesenweihen sind dann bis Mitte Mai im Brutgebiet.
Auch in der übrigen Vogelwelt tut sich einiges: Seit kurzem zwitschern wieder Hausrotschwänze von den Dächern, Rauchschwalben überfliegen den Hof und auch die Schafstelzen sind zurück. Eindeutige Frühlingsboten!
24.03.2021:
Aktuell sind im Süden Brandenburgs Kornweihen unterwegs und zusammen mit überwinternden Raubwürgern und Raufußbussarden bietet so auch die Winterzeit spannende Beobachtungsmöglichkeiten.
Die Mäusepopulation ist relativ hoch und wir warten voller Vorfreude auf die Rückkehr der ersten Wiesenweihen in den letzten Apriltagen.
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