Saison 2024

Bericht über die Brutsaison 2024


Wir hatten auch in diesem Jahr fleissige Helfer. Neben den bewährten Dauermitarbeitern Marianne Berthold und Axel Goldau aus Berlin war auch in diesem Jahr wieder Gabriele Kostas aus Bad Belzig dabei. Neu hinzu kam Dirk Jankowski aus Berlin. Aus NRW kamen Olaf und Marina Symalla für 2 Wochen, um uns zu unterstützen.

Auch wenn es letztendlich wenig Brutpaare gab, haben wir natürlich intensiv nach Bruten gesucht. Insgesamt kamen wir auf 12.000 km und 850 Beobachtungsstunden.


Paar 1

Bei unserem frühen Paar war das Männchen beringt; das Weibchen trug keine Ringe. Das Männchen hatten wir 2019 im nahen Sachsen-Anhalt nestjung beringt. Dies war der erste Brutnachweis für die Wiesenweihen im Kreis Wittenberg – weitere konnten wir in den Folgenjahren nachweisen. Das Männchen hat sich schon im Vorjahr fast an gleicher Stelle verpaart. Ob das Weibchen dasselbe des Vorjahres war, können wir aufgrund fehlender Beringung nicht sagen. Maximal waren 2 weitere Männchen und ein 2. Weibchen zumindest kurzzeitig zu Besuch.


In den ersten Maitagen werden schon Krähen und Greifvögel vertrieben – ein deutliches Zeichen, dass ein Brutgebiet etabliert wird. Beuteübergaben vom Männchen zum Weibchen schließen sich an. Ab 08.05. können wir auch Kopulationen beobachten, und das Weibchen trägt Nistmaterial in ein Gerstefeld ein. Um die Monatsmitte beginnt wohl die Eiablage. Am 29.05. gattern wir das Nest mit 

4 Eiern. Leider gibt das Weibchen das Gelege später auf.

Schon am 09. Juni wird wieder gebalzt, und ein Ersatzgelege folgt um den 15. Juni nur wenige 100m entfernt. Doch die Hoffnung auf eine erfolgreiche Brut wird enttäuscht. Das Männchen können wir letztmalig am 22. Juni bei einer Beuteübergabe sehen. Es ist und bleibt verschwunden und wir gehen von seinem Tod aus. Schon am 24.06. ist das Weibchen verschwunden. Es hat erwartungsgemäss die Brut aufgegeben. Brüten und eigene Nahrungsbeschaffung schaffen weibliche Wiesenweihen erfahrungsgemäss nicht.


Paar 2

Nur 1,5 km Luftlinie von der ersten Brut stellen wir am 06. Juni ein 2. Paar fest. Auch hier beim 2. Paar trägt das Männchen unsere typische Kennberingung, aber wir können anfangs den Code nicht entziffern. So langsam kommt der Verdacht auf, dass hier ein und dasselbe Männchen 2 Weibchen „betreut.“ Wir beobachten synchron an beiden Nestern. Gabriele sieht, dass das Männchen seine Maus beim offensichtlich satten Weibchen des 2. „Paares“ nicht loswird und mit der Maus in Richtung Nest 1 fliegt. Sie informiert Herbert, der zeitgleich am Nest 1 beobachtet. Und richtig, kurz darauf kommt das Männchen bei dem in 1,5 km Entfernung liegenden Nest 1 an, und Herbert beobachtet die immer wieder spannende Beuteübergabe in der Luft. Später können wir den Verdacht, dass nur 1 Männchen existiert, durch Fotos und Vergleich der Gefiederzeichnung bestätigen.

Das Weibchen ist unberingt und als Brutplatz dient ein Gerstefeld. Am 12.06. wird das Gelege mit 3 Eiern gegattert. Das Weibchen hat offensichtlich schon „Gattererfahrung“ und ist nach 4 Minuten wieder auf den Eiern. Wie lange es schon brütet und wann folglich die Jungen schlüpfen, wissen wir nicht genau. Wir vermuten den Schlupf der Jungen um den 15. Juni.



Auch hier schlägt dann mit dem Verschwinden des Männchens am 22. Juni das Schicksal zu. Aber das Weibchen meistert die Situation und kann den Verlust kompensieren, da die Jungvögel vermutlich schon etwa 1 Woche alt sind und so bei dem trockenen, sehr warmen Wetter nicht mehr permanent gehudert werden müssen. Sie füttert ihre Jungen regelmässig und kann 2 Jungvögel bis zum Ausfliegen durchbringen – eine tolle Leistung, die wir zuvor noch nie beobachten konnten.


Am 27.06. wird des Gerstefeld beerntet. Der Landwirt lässt absprachegemäss beim Dreschen eine sogenannte Restfläche von 50 m x 50 m stehen. Durch das Nestschutzgatter bleiben die Jungvögel weiterhin vor Bodenprädation gesichert. Am 14. Juli beringen wir die beiden Jungvögel und hoffen, dass sie in den Folgejahren wieder zurückkommen. Am 23.07. fliegen die Jungvögel erstmals und schon vertreibt ein Jungvogel eine Nebelkrähe. Kurz bevor die Jungvögel das Nest auch nachts nicht mehr aufsuchen und vielleicht statt im Gatter in der Restfläche übernachten, stellen wir am 24.07. um die gesamte Restfläche 200 m elektrischen Schafzaun auf. So sind auch in der Restfläche übernachtende Jungvögel und das Weibchen vor Bodenprädatoren gesichert. Am 06. August werden Gatter und Elektrozaun abgebaut und am selben Tag die Restfläche mit dem Nest gedroschen. Jetzt müssen sich die 3 Weihen eine anderen Schlafplatz suchen. Sie übernachten dann dezentral und sind nicht mehr so prädationsgefährdet. Sie schlafen jetzt vermutlich in einem nahegelegenen Rübenfeld. Noch am 10. August sind die 3 Weihen zusammen und wir werden weiter ab und zu vorbeischauen, bis sie sich auf die Reise ins Winterquartier in der afrikanischen Sahelzone machen.



Paar 3

Im Landkreis Teltow Fläming stellen wir unmittelbar nach dem Dreschen ein Paar fest, das wir bis dahin wohl übersehen hatten. Es kommt noch zu Interaktionen zwischen den Partner. Beide zeigen kurz Balz und verlassen bald das Gebiet.



Stand 14.05.2024

In diesem Jahr haben die Wiesenweihen offensichtlich Probleme auf ihrer Reise aus dem Winterquartier in der afrikanischen Sahelzone zurück in ihre europäischen Brutgebiete. Zwei der holländischen Wiesenweihen mit Sendern haben statt des üblichen Rückwegs über Spanien eine östlichere Route über Italien gewählt. Vermutlich wählten sie diesen Zugweg wegen starker Seitenwinde. Am 06. Mai 2024 befanden sie sich noch in Norditalien und am Bodensee. Ein dritter besenderter Vogel war sogar noch in Algerien. Normalerweise wären sie schon Anfang Mai in ihrem Brutgebiet in Holland.

Auch viele andere europäischen Vogelarte, die in Afrika überwintern, kamen verspätet in ihren Brutgebieten an.


26.04.2024

Auch bei uns im Fläming lassen die Wiesenweihen noch auf sich warten. Nur ein sehr frühes Paar war bereits am 26.04.2024 im Hohen Fläming angekommen und hat gleich intensiv gebalzt.


Auch 2024 zeichnete sich schon frühzeitig ab, dass es eine schlechte Wiesenweihensaison werden würde. Wie schon im Vorjahr konnten wir bereits im Winter feststellen, dass es nur sehr wenig Mäuse gibt.


Wiesenweihen sind bei der Wahl ihre Brutgebiete sehr flexibel. Gibt es viel Nahrung, d.h., hauptsächlich Feldmäuse, so finden sich zahlreiche Brutpaare ein. Bei einer geringen Mäusepopulation suchen sie andere Regionen für ihre Bruten aus und verziehen oft etliche 100 km.




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